Die Rolle der Kirche und des Christseins in der Moderne neu denken.

Mein theologisches Denken ist geprägt von „Vermittlungsarbeit“: zwischen Tradition und Moderne, Theorie und Praxis, Bekenntnisbindung und Liberalität, Freiheit und Verantwortung. Meine Dissertation über „Martin Luthers Marienverehrung“ bei dem Katholiken Otto Hermann Pesch, der an der evangelischen Fakultät in Hamburg lehrte, war eine Wanderung zwischen den Konfessionen. Die Rolle der lutherischen Theologie für das liberale Denken der Gegenwart beschäftigt mich bis heute.

Als Vorsitzender des theologischen Beirats der Nordelbischen Kirche und später der theologischen Kammer der Nordkirche befasste ich mich mit Themen im Schnittfeld von Dogmatik und Praxis wie der Bedeutung der „Barmer theologischen Erklärung“ von 1934, der „Bibel in gerechter Sprache“ oder des Impulstextes der EKD „Kirche der Freiheit“. Die Mitarbeit an der Kirchenverfassung der Nordkirche lehrte mich, wie Theologie und Kirchenrecht zusammenwirken und einander brauchen.

Seit 2015 bestimmten dann die Themen der „Öffentlichen Verantwortung“ mein theologisches Denken. Die Begleitung der Arbeit der EKD-Kammern gehörte dazu ebenso wie die Vorbereitung von Rats-Stellungnahmen z.B. zu Flucht und Migration oder zur Friedensethik. Zunehmend traten jetzt Fragen der Ethik, auch die Fragen der Bio- und Medizinethik und damit der theologischen Wertebildung, in den Fokus meiner Arbeit. Zudem stellten sich mir mit zunehmender Digitalität des Lebens neue Fragen der Werteorientierung und der Kommunikation der Kirche im Netz. Die Arbeit für die VELKD rückte auch die Frage nach der Relevanz der Bekenntnistraditionen neu in den Fokus meines Denkens. Spielt es in einem säkularen Umfeld überhaupt noch eine Rolle, lutherisch, reformiert oder uniert zu sein, oder geht es schlicht um das Christsein? Die breite Vernetzung bei EKD und VELKD hat mein theologisches Nachdenken immer stärker auch mit sozialwissenschaftlichen, rechtlichen und politologischen Diskursen verbunden.

Aus den verschiedenen Perspektiven ist es mir ein Anliegen, die Rolle der Kirche und des Christseins in der (Post)Moderne zu durchdenken.